Forrester Now Tech Content Platforms

1. April 2021 12:00 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Now Tech ist ein Studienformat des bekannten Analystenhauses Forrester, das unregelmäßig aber meistens vor der Veröffentlichung einer Forrester Wave erscheint. Cheryl McKinnon hat im März 2021 ihre Studie zu “Content Platforms” veröffentlicht. Content Platforms entspricht von der Marktdefinition in etwa den Content Services Platforms von Gartner oder der Anbieterschaft von Enterprise Content Management Systems, wie ursprünglich von AIIM definiert.

Mit der Now Tech Studie werden Kriterien für die Einordnung und Bewertung von Content Platform Anbietern genutzt, die durchaus ein anderes Licht auf die aktuelle Marktsituation werfen als die auf Funktionalität ausgerichteten Waves.

Die Studie kann kostenfrei bei Anbietern wie Fabasoft (https://bit.ly/3wc82du), SER und anderen gegen Hinterlassen der Kontaktdaten heruntergeladen werden.

Die Studie führt neue Schwerpunkte der Einordnungskriterien ein, die die aktuellen Entwicklungen im Markt reflektieren: “Serve a broad set of B2B and B2C use cases with content and process services” – die Erweiterung des Spektrums und der Verbreitung, wie sie auch durch die Pandemie bedingt. Dies schlägt sich auch in der Forderung “Embrace cloud to build resilience and enable remote work.” mit aus der Cloud verfügbaren Lösungen nieder. Als dritter Punkt wird der Einsatz “intelligenter” Technologien rund um die Automatisierung und künstliche Intelligenz gewichtet: “Adopt intelligent content services for automation and better employee experience.“. Die bisherigen Technologien rund um ECM und EIM werden als notwendige Infrastruktur für Content Platforms betrachtet. Content Platforms meint hier vorrangig nicht die Bereitstellung von Inhalten im Web sondern den klassischen Ansatz der Erschließung und Verwaltung der Inhalte in den Unternehmen, Verwaltungen und Organisationen.

Forrester teil das Anbieterfeld zunächst einmal nach Größe, Umsatz und Marktpräsenz in drei Gruppen ein. Vielfach wurden bei der Einordnung der 38 Anbieter die Umsätze nur geschätzt.

In der Gruppe der großen und weltweit tätigen Anbieter mit mehr als 250 Millionen US$ Umsatz finden sich Box, Dropbox, Google, Hyland, IBM, Microsoft und OpenText. Mit Hyland, IBM und OpenText befinden sich auch hier drei der Anbieter aus der ECM-Ära, die ihre führende Position behaupten konnten. Bei den anderen sind es zum Großteil Lösungen rund um Kollaboration und gemeinsame Informationsnutzung. Dies bringt auch Google hier in die Liste.

Bei den mittleren Unternehmen mit 70 bis 250 Millionen US$ Umsatz finden sich auch die “üblichen Verdächtigen” aus der ECM-Ära, die man bereits aus “Waves”, “Magic Quadrants” und “Diamonds” kennt: ASG, Axway, Citrix, d.velop, Egnyte, iManage, ISIS Papyrus, Laserfiche, M-Files, Micro Focus, NetDocuments, Newgen, Optimal Systems (Kyocera), SDL/RWS, SER Group und Xerox. Darunter auch eine vermehrte Anzahl europäischer Anbieter sowie aus Deutschland d.velop, Optimal Systems und SER. Bisher hatten nur Docuware und SER den Sprung in eine internationale Wahrnehmung geschafft. Nun sind auch OS Optimal Systems und d.velop berechtigt in der Wahrnehmung aufgerückt.

In der Gruppe der kleineren Anbieter mit bis zu 70 Millionen US$ Umsatz finden sich weiterhin zu wenige Unternehmen, die Auswahl ist hier immer noch sehr groß und wächst. In Now Tech Report werden eine Reihe interessanter und relevanter Anbieter gelistet: AODocs, Codelathe, DocuWare, Fabasoft, GRM Information Management, JobRouter, KnowledgeLake, Nuxeo, Ripcord, Shinydocs, SIAV, Simflofy, Star Storage, Templafy und Xillio. Immerhin finden sich hier mit Docuware (Ricoh) und Jobrouter auch Unternehmen aus der deutschen Szene, die an Bekanntheits- und Verbreitungsgrad gewonnen haben. Warum andere bekannte Anbieter wie ELO Office oder Ceyoniq (Kyocera) hier nicht auftauchen, ist nicht verständlich, da die Untergrenze der Einordnung mit nur 1 Million $US angegeben ist.

Das Thema Content Platforms hat Forrester in vier Segmente aufgeteilt, wobei nicht jeder gelistete Anbieter auch in jedem Segment vertreten ist:

  • Collaborative content services (CCS) empower employee productivity.
    Hier werden collaborative Ansätze aufgegriffen, die auch zu den Positionierungen der Lösungen von Anbietern wie Microsoft, Citrix und Google führen.
  • Transactional content services (TCS) drive high-volume, structured processes.
    Die TCS Definition kam bereits 2017 mit der Einführung der Idee von Content Services Platforms bei Forrester auf. Das Pendant, BCS Business Content Services, das den ursprünglichen ECM-Markt umfasst, wird jedoch von Forrester hier nicht mehr platziert.
  • Multitenant cloud content platforms (MT) deliver a broad range of cloud benefits.
    Die neue MT-Einordnung trägt dem Trend zu mandantenfähigen SaaS-Lösungen aus der Cloud Rechnung.
  • Federation and integration services (FIS) offer multirepository content management.
    Die neue Definition FIS adressiert die ursprüngliche VIsion von ECM aus dem vorigen Jahrtausend – der übergreifende Zugriff auf Informationen in verschiedenen Speicherlokationen, “federated access” auf multiple heterogene Speicherorte.

Die neuen Einordnungen erlauben zwar eine weitere Differenzierung, vergleichen aber auch Äpfel mit Birnen, da Service-, Platform- und Funktionskriterien vermischt sind. Die vier genannten Marktsegmente werden auf 10 Gruppen von Funktionen, Diensten und Eigenschaften aufgeteilt, die je Segment unterschiedlich gewichtet sind.

Diese Kriterien wirken sich dann auf das Ranking der einzelnen Lösungsplattformanbieter entsprechend gewichtet aus. Eine Einzelbewertung der Anbieter erfolgt in dieser Form der Studie allerdings nicht. Dies ist eher in der nächster Forrester Wave zu diesem Markt zu erwarten. Es werden lediglich den Anbietern diejenigen Segmente zugewiesen, in denen Lösungen vorhanden sind, die Markpräsenz, die Anteile an Branchen und eine Reihe von Referenzinstallationen zugeordnet. Daher ist die Studie eher interessant, wie Forrester den Markt für Content Platforms definiert und aufteilt. Es geht also mehr um die strategische Positionierung der Analysen von Forrester denn eine Bewertung der Anbieter im Markt. Forrester ordnet die aufgeführten Anbieter wie folgt ihren neuen Segmenten zu:

Genaugenommen sagt die Forrester Übersicht also nichts weiteres aus als wo, in welchen Märkten und mit welchen Produktschwerpunkten Unternehmen unterwegs sind. Funktionalität, Qualität und Eignung kann man den frei verfügbaren Studienergebnissen also nicht entnehmen. Abgesehen davon, dass eine Reihe von Anbietern berücksichtigt werden, die bisher nicht in den Forrester Waves, bzw. nicht im Now Tech von 2018, präsentiert wurden, kann man den Diagrammen nur entnehmen, welche Anbieter bei Forrester einer näheren Betrachtung unterworfen werden.

Für eine Auswahl eines geeigneten Anbieters ist die Studie nicht geeignet. Sie dient letztlich nur dazu, einen neuen Versuch zu platzieren, einen Markt, den es eigentlich nicht mehr gibt, zu definieren und zu ordnen. Ein Versuch von vielen, seitdem ECM tot gesagt wurde und Begriffe wie EIM, IIM, Content Services usw. eigentlich nur zur Verwirrung beitragen. Forrester hatte sich auch mit BCS und TCS zunächst Content Services verschrieben, kehrte dann zeitweilig mit ECM zurück und unternimmt nun mit Content Platforms aufgeteilt in vier Segmente einen neuen Anlauf.

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

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