Gartner Magic Quadrant Content Services Platforms 2021

19. Oktober 2021 18:31 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Der MQ zu Content Services von Gartner aus dem September 2021 wurde am 18.10.2021 veröffentlicht. Die Autoren sind bekannt und arbeiten an diesem Thema seit Jahren: Michael Woodbridge, Marko Sillanpaa, Lane Severson und Tim Nelms. Michael Woodbridge war derjenige, der 2017 die Botschaft “ECM is dead” verkündete. Der Magic Quadrant in diesem Jahr ist nun der vierte, der sich dem Markt für Content Services, Fokus CSPs Content Services Platforms, widmet. Content Services Platforms sind im Prinzip das, was man vor 2017 als ECMS Enterprise Content Management Systems bezeichnete.

Der Magic Quadrant Bericht kann bei einigen der aufgeführten Anbieter kostenfrei gegen Hinterlassen der Kontaktdaten heruntergeladen werden, z.B. bei M-Files: Download.

Die Definition von Gartner ist 2021 länger und konkreter geworden als in den Vorjahren. Neue Entwicklungen im Bereich Automatisierung wurden eingearbeitet. Andere traditionellere Schwerpunkte aus den ECM-Zeiten rücken immer mehr in den Hintergrund. Records Management ist enthalten, elektronische Archivierung jedoch nicht. Auch Output Management, bei der AIIM im ECM-Modell in der Kategorie Deliver, findet sich bei Gartner hier nicht. Aber der Quadrant zeigt auch Überlappungen: so ist hier auch Content Collaboration enthalten, obwohl dieses Segment inzwischen in eigenen Studien positioniert wird. Einen neuen Fokus bringt das mehrfach erwähnte “Hub”-Konzept in die Betrachtung. Um einen vollständigen Einblick in die Marktbeschreibung von Gartner zu erhalten, wird im Folgenden ein kompletter Auszug aus dem Bericht zitiert. Gartner definiert das Marktsegment CSPs Content Services Platforms wie folgt:

<Zitat> Market Definition/Description

Gartner defines content services platforms (CSPs) as the foundational component in an organization for the management and use of content. CSPs provide a way for employees to retrieve and work with content in a modern, seamless way across devices and organizational boundaries. As such, they are a core component of any organization’s digital workplace strategy.Content services platforms have been most traditionally used to satisfy operational, business-centric requirements. They are integrated into other business applications to ease access, and consolidate governance and content protection capabilities. In Gartner’s digital workplace framework model (see Architect the Future of Work With the Digital Workplace Framework), this is described as integration into business role hubs.However, as organizations seek to consolidate content and document management systems, they are also used for more collaborative, ad hoc, content-centric requirements. In the digital workplace framework, this is described as integration into the “new work hub.” This ability to support both formal business requirements and more ad hoc, collaborative, team-based working is what makes a CSP such a foundational component.The core capabilities of a CSP include:

  • Content repository
  • Document and content management library services
  • Records management
  • Process automation and application development
  • Open APIs
  • Security and privacy intelligence
  • Metadata
  • Search
  • Enterprise administration
  • Reporting
  • Mobility
  • Content collaboration

The optional capabilities of a CSP include:

  • Content intelligence
  • Productivity intelligence
  • New work hub connectors
  • Business role hub connectors
  • Federation
  • PaaS/SaaS deployment

A full description of each of these services is present in the accompanying Critical Capabilities for Content Services Platform.The content services market is well established with many vendors having had products in this space for over 30 years. As such, many of the core capabilities have become commodity features with little differentiation. Newer entrants to the market have, however, taken a different approach to some of these areas. As such the critical capabilities — those capabilities that are highly differentiated and of most importance to evaluate when selecting a product in this space — are a blend of core and optional capabilities.These critical capabilities are:

  • Records management
  • Process automation and app development
  • Security and privacy intelligence
  • Content intelligence
  • Productivity intelligence
  • New work hub connectors
  • Business role hub connectors
  • Federation
  • Content collaboration
  • PaaS/SaaS deployment

Of these critical functions, it is the last — PaaS/SaaS deployment — which has seen the greatest growth in importance over the last few years. Organizations are looking increasingly to modern, cloud-based solutions. Content services has been a traditionalist technology discipline for many organizations with on-premises or private hosted solutions being the most commonly deployed model. This is changing rapidly with a majority of Gartner inquiries now focusing on cloud deployments to modern existing implementations. This increased importance of true cloud solutions is reflected in our market analysis this year.

Die einzelnen Kriterien und deren Gewichtung in der Darstellung des Magic Quadrant sind im Bericht noch detaillierter erklärt und für jeden der 18 Anbieter erläutert.

Die Anbieter im CSPs Magic Quadrant 2021

Im Magic Quadrant Report sind diesmal 18 Anbieter aufgeführt. Darunter sind viele Altbekannte, aber auch einige neue. Der deutsche Anbieter d.velop und das Unternehmen Intalio haben erstmals den Sprung in den Quadranten geschafft. Fabasoft ist wieder dabei. Axway ist herausgefallen. Anbieter wie AISHU, Macrowing und KnowledgeLake rücken in das Sichtfeld von Gartner. Auch die Kriterien für die Bewertung haben sich verändert. Einige sind entfallen, neue hinzugekommen. Daher lässt sich auch die Grafik des Magic Quadrants mit den vorangegangenen schlecht vergleichen.

Der Gartner Magic Quadrant kennt vier Einzelquadranten mit “Leaders”, “Visionaries”, Challengers” und “Niche Players”, in denen die Anbieter entsprechend Umsetzungsfähigkeiten und Erfüllungsgrad der CSPs-Funktionalität kartiert sind. Der veröffentlichte Quadrant stellt nur eine mögliche Sicht auf die zu Grunde liegenden Daten dar.

  • LEADERS
    Im Quadranten der führenden Anbieter findet sich weit oben Microsoft mit M365/Teams/Sharepoint. Hyland und Box sind eng zusammengerückt. Auch OpenText wird diesem Segment zugerechnet. OpenText wie auch Hyland haben beide einen großen Warenkorb unterschiedlicher Produkte und Unternehmen mit eigenen Lösungen. Beide sind klassische Anbieter aus ECM-Tagen, die sich auf der Reise in die Cloud befinden. Box und Microsoft sind in der Cloud schon etabliert.
  • VISIONAIRES
    Das Segment ist diesmal gut gefüllt, da sich hier auch die beiden Newcomer d.velop und Intalio wiederfinden. Beide sind angestammte Anbieter aus ECM-Zeiten. Auch der zweite deutsche Anbieter, die SER Group, findet sich hier ebenfalls wieder. M-Files bewegt sich erneut in Richtung des Leaders-Quadranten. Laserfiche und Newgen sind schon seit langer Zeit gut positioniert und diesmal in die Visionaires eingeordnet worden.
  • NICHE PLAYERS
    In dieser Gruppe befindet sich inzwischen auch IBM, die einstmals eine führende Rolle im Markt für Enterprise Content Management inne hatte. Das Thema ist offenbar auch bei IBM selbst unwichtiger geworden. Etwas abgerutscht findet sich hier auch das dritte aus Deutschland stammende Unternehmen: Docuware. Netdocuments und iManage sind sehr hoch am Übergang zu den Nachbarsegmenten gelandet. Im Mittelfeld die Neu-, bzw. Wiederzugänge AODocs und Fabasoft. In ähnlicher Position Objective. Als niedrigster Positionierter findet sich Kyocera Document Solutions, wo man angesichts der vielen Übernahmen in den letzten Jahren nie so recht weiß, mit welchem Produkt oder welcher Firma eigentlich man es zu tun hat (hier sind wohl Ceyoniq, Everteam und Optimal Systems kumulativ betrachtet worden).
  • CHALLENGERS
    Gähnende Leere. Spricht dies für einen maturen Markt?

Die Einzelbetrachtungen der Anbieter im Bericht sind wie immer sehr informativ und gut begründet. Gartner behauptet mit dem Magic Quadrant, den Peer Reviews und den Criticial Capabilities Reports ihre führende Analystenrolle in diesem Marktsegment.

CSPs Marktausblick

Interessant ist abschließend auch die Einschätzung der Entwicklung des CSPs Marktsegmentes, die hier annotiert werden soll.

  • Langsames Wachstum: Covid-19 hat zwar den Markt für Collaborationslösungen beflügelt, aber im CSPs-Segment nur für ein moderates Wachstum von 1,7% bewirkt. Große Investments in recht komplexe CSPs-Lösungen wurden offenbar gescheut. Andere Analysten haben hier optimistischere Zahlen ermittelt.
  • Konsolidierung der Anbieterlandschaft: In 2019 und 2020 wurden zahlreiche Anbieter übernommen. Dieser Trend setzte sich auch in 2021 fort. Ergebnis ist, dass sich bei zahlreichen Anbietern nur Überschneidungen im Portfolio mit vielen redundanten Produkten (… und Positionen in Management und Verwaltung) ergeben haben. Besonders deutlich wird dies bei Hyland.
  • Cloud: Alle Anbieter bewegen sich in die Cloud mit SaaS- und PaaS-Lösungen. SaaS ist für kleine Unternehmen äußerst interessant, größere mit höheren Sicherheits- und Informationsschutzanforderungen bevorzugen eher PaaS- oder sogar IaaS-Plattformen. Die Integration von Cloud-Lösungen in anderen Cloud-Standard-Produkte und hybride On-Premises/Cloud-Lösungen sind nicht nur technische Herausforderungen sondern stellen auch die Vertriebsargumentation vor hohe Hürden. Anbieter mit Lösungen, die direkt für die Cloud entwickelt wurden, sind weiterhin im Vorteil gegenüber Anbietern, die ihre bisherigen Systeme Cloud-fähig machen.
  • Integrierte “Intelligenz”: KI Künstliche Intelligenz, ML Maschinenlernen, Automatisierung generell, sind eine treibende Kräfte für die Weiterentwicklung von Content Services. Vieles ist jedoch immer noch regelbasiert oder manuelle Prozesse nachbildend denn wirklich schon AI Artificial Intelligence. Vielfach werden nur kleinere Aufgaben am Arbeitsplatz nacheinander automatisiert ausgeführt – der Ursprung von RPA Robotic Process Automation. Gartner betrachtet das Thema “Intelligence” aber weitergefasst und unterscheidet Productivity Intelligence, Content Intelligence and Security Intelligence.

Andere Marktthemen wie z.B. Information Governance werden – leider – nur am Rande berührt. Themen der Governance, des Datenschutzes, der Informationssicherheit, der langfristigen Verfügbarkeit sind eigentlich ein zentrales Thema für Content Services. Auch der Aspekt von Lösungen wie klassisches Dokumentenmanagement, elektronische Akte, Prozesse wie Rechnungseingang oder Bewilligungen, die von konkretem Nutzen für die Anwender sind, findet in CSPs keine Berücksichtigung. Sie wurden von Gartner den CSA Content Services Applications zugeordnet. Für Endanwender ist daher der Quadrant wenig aussagekräftig. Eher interessiert eher andere Analysten, Berater und die Anbieter selbst. Unternehmen, die Lösungen aus dem Umfeld von Content Services einführen wollen – nennen wir sie einfach einmal revisionssichere Archivierung, E-Mail-Aufbewahrung, Vorgangsbearbeitung, Dokumentenmanagement – müssen sich nach anderen Kriterien orientieren. Hier sind eher die Criticial Capabilities Übersichten von Gartner nützlich – jedoch muss man für den Zugriff Gartner-Kunde sein.

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

Ein Kommentar zu “Gartner Magic Quadrant Content Services Platforms 2021

  • Gartner Critical Capabilities Content Services Platforms 2021
    29. Oktober 2021 um 10:28
    Permalink

    Ergänzend zum Magic Quadrant erschienen am 19.10.2021 die Gartner Studie “Critical Capabilities for Content Services Platforms” (z.B. im Download bei M-Files https://go.m-files.com/WC-2021-Gartner-Critical-Capabilities-Content-Services-Platforms-US-EN.html). In dem Bericht werden detailliertere Darstellung der einzelnen Fähigkeiten der Lösungen dargestellt. 

    Die wichtigsten Ergebnisse sind folgende: 
    <Zitat>”Key Findings

    • The content services platform (CSP) market is highly mature, but the availability of a full-suite CSP in a multitenant SaaS deployment model is still rare.
    • The way intelligence capabilities are applied to content is a differentiator for the vendors in this market.
    • Microsoft has an outsized influence on the market. Every vendor has a coexistence strategy, but differentiation exists in the robustness and maturity of those strategies and the depth of technical integration with Microsoft products.
    • CSP vendors have varying levels of experience integrating with vertical and even departmental applications. Prebuilt, out-of-the-box connectors continue to be rare and specialized.” </Zitat>

    Die dokumentierten Bewertungen basieren auf sogenannten Use-Cases für bestimmte Kategorien: Business Role Hub Document Management, Cloud Office Content Services, Information Governance und Content and Process Automation. SER  und M-Files schneiden in allen vier Kategorien sehr gut ab.

    Beim “Vendors’ Product Scores for Business Role Hub Document Management Use Case” gewinnt SER, gefolgt von M-Files mit nahezu Gleichstand und Opentext, ebenfalls nur mit geringem Abstand. Objective und IBM sind nicht weit entfernt. Die aus Deutschland stammenden Anbieter d.velop im Mittelfeld sowie Docuware und das Konglamerat von Kyocera ganz abgeschlagen (aber immer noch deutlich besser, als den Gartner-Kriterien überhaupt nicht zu entsprechen und nicht bewertet worden zu sein).

    Die Bewertung “Vendors’ Product Scores for Cloud Office Content Services Use Case” zeigt Microsoft in führender Position und mit etwas Abstand Box und M-Files an Position 2 und 3. Darauf folgen Netdocuments und SER mit etwas Abstand. D.velop, Docuware und Kyocera befinden sich auf unteren Rängen, bzw. ganz am Ende der Bewertungsskala.

    “Vendors’ Product Scores for Information Governance Use Case” beinhaltet wichtige Funktionalität wie Records Management und Sicherheit. M-Files führt vor SER und Hyland mit dem neu dazugekauften Alfresco. IBM ist ebenfalls dicht dran. D.velop, Kyocera und Docuware besetzen die drei letzten Plätze.

    Beim “Vendors’ Product Scores for Content and Process Automation Use Case” steht SER mit wenig Abstand vor M-Files und IBM. D.velop findet sich im Mittelfeld wieder und Kyocera nebst Docuware hat es wieder ans Ende der Tabelle verschlagen.

    Der österreichische Anbieter Fabasoft findet sich fast überall im unteren Drittel, was aber eine Verbesserung darstellt, da Fabasoft in den letzten Gartner-CSPs-Berichten überhaupt nicht mehr vorkam. 

    Die Zuordnung in vier Use-Case-Auswertungen ist in jedem Fall für Endanwender nützlicher als der Quadrant, der alle Daten zusammenfasst.

     

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