RPA Robotic Process Automation: ein neuer Hypebegriff?

Dr. Ulrich Kampffmeyer, PROJECT CONSULT Unternehmensberatung GmbH, Hamburg Artikel aus dem PROJECT-CONSULT-Newsletter 03-2019 vom 15.06.2019

RPA steht für Robotic Process Automation. Dieses Akronym und dieser Begriff tauchen seit 2018 immer häufiger auf. So z.B. auch bei der jüngsten Firmenübernahme in den USA. Der Anbieter KnowledgeLake übernimmt RatchetSoft (http://bit.ly/knowledgeLake). Eine kleinere Übernahme und kleinere Unternehmen, die zudem schon seit Jahren eng zuarbeiteten. Interessant ist aber, dass RatchetSoft explizit als RPA-Anbieter ausgewiesen wird. Sieht man sich ältere Versionen der Ratchetsoft-Webseite an, so sind diese zunächst als Anbieter für eine Integrationsplattform, dann ging es um den “Ratchet-X Magic Button” und 2017 wurde aus dem Magic Button dann Ratchet-X RPA – People, Process, and of course, Robots. Man hat sich hier des neuen Trendthemas “bemächtigt”.


Robotic: geht an man an die Wurzeln des tschechischen Begriffs “Robot”, der mit Frondienst, Zwangsarbeit und Knechtschaft übertragen werden kann. Das wollen wir doch nicht wirklich, oder? Der heutige Roboter-Begriff umfasst Maschinen, die mechanisch oder per Software weitgehend automatisch und autonom agieren. Klassische Roboter werden in der Industrie eingesetzt. Aber wer sind die Roboter am Büroarbeitsplatz? Soll dies die Arbeitsplatz 4.0 Software sein? Robotic stehen so gesehen also eher für automatisch ablaufende Softwarefunktionalität. So wird “Robotergesteuerte Prozessautomatisierung” in Wikipedia als Weiterentwicklung von Prozesssteuerung gesehen, bei der Künstliche Intelligenz und die Übernahme von Menschen vorgenommen Eingaben durch die Software selbst eine wichtige Rolle spielen. So wird aus dem “Magic Button” bei RatchetSoft jetzt der “Roboter”.
Betrachten wir unter diesem Gesichtspunkt die beiden anderen Begriffe, “Process” und “Automation”. Diese sind uns länger vertraut. Business Process Management setzte schon immer auf Automatisierung mittels Prozesssteuerung und automatischer Verarbeitung. Automation ist so gesehen schon einmal redundant zum Begriff Robotic. Beides zielt auf das Gleiche ab. Und dass es schon immer um Prozesse ging, bereits in den Hochzeiten der Begriffe Workflow und Vorgangsbearbeitung, ist sicher unstrittig. BPM und Workflow hatten immer die Aufgabe, Prozesse möglichst zu automatisieren, fehlertolerant zu gestalten, den Menschen in den Geschäftsprozessen von langweiligen Arbeiten zu entlasten (und eben nicht zum Roboter zu machen).
Man kann also die Gleichung aufmachen, RPA = Business Process Management mit verstärkter – weil begrifflich doppelt vorhanden – Automatisierung; oder noch einfacher … “Production Workflow”. Wie schon immer.
Die wirklich interessanten Themen der Automatisierung bleiben bei RPA eher im Hintergrund. Dies sind selbstlernende Systeme, sich selbst konfigurierende und integrierende Software, Lösungen, sich selbst-optimierende Prozesse, die mit Bigdata Analytics Entscheidungen begründen oder übernehmen, die den Menschen als natürliches Hindernis im stromlinienförmigen Geschäftsprozess nach Möglichkeit entfernen. So wird aus dem Menschen nicht der Roboter sondern die vorm Bildschirm degeneriende ehemalige Human Ressource in Gestalt einer Couch Potato. Da sich Menschen vielfach durch ihre Arbeit definieren, wird dies noch zu psychologischen Problemen bei den Menschen und Verwerfungen in der Gesellschaft führen.
Natürlich gibt es Kritik an der PROJECT CONSULT Beschreibung von Robotic Process Automation (RPA) – das sei überhaupt nicht mit Workflow und Business Process Management zu vergleichen, das passiere doch vor den Augen des Anwenders, wie dort Felder wie von Geisterhand gefüllt, Buttons gedrückt, Prozesse gestartet werden. Es gehe doch darum einfach nur den Mitarbeiter beim Arbeiten zuzusehen und die Tätigkeit dann das per Automat bei Bedarf nachvollziehen zu lassen. Und man dürfe doch die KI Künstliche Intelligenz und das ML Machine Learning nicht unterschätzen. Und alle Unternehmen wollen doch so etwas einsetzen, um Routine-Arbeiten direkt am Arbeitsplatz zu vereinfachen, den Anwendern direkt und schnell zu helfen, das ist doch das Thema …
Will man RPA wirklich nur auf den Desktop und das Nachahmen des Anwenders beschränken? Blicken wir einmal auf die Funktionalität von Software-Robotern.
Bei Robotic Process Automation handelt es sich um Software, die menschliche Interaktionen am Desktop nachahmen. Sie lernen sozusagen durch Beobachtung. Sie agieren anschließend wie der Mensch bei seinen Eingaben und Aktionen mit einer oder übergreifend mehreren Anwendungen. Die robotergesteuerte Prozessautomatisierung unterscheidet sich so sehr stark von der Integration von Anwendungen auf dem Arbeitsplatz wie auch von einer vordefinierten BPM Business Process Management Plattform als serverbasierte Infrastruktur. Programmierung von Schnittstellen und strukturierten, einheitlichen Workflow entfällt. Der Anwender selbst braucht keine Kenntnis zu Workflow-, BPM- oder anderen Werkzeugen. Lassen sich Prozesse wiederholbar standardisieren, können solche Software-Roboter auch komplexere Prozesse abbilden. Im Raum steht aber immer das Thema der zentralen Administration. Baut sich jeder seine eigenen Prozesse oder werden diese zentral bereitgestellt. Vom bisherigen Workflow- und BPM-Ansatz, von zentraler Prozesssteuerung, -auswertung, -optimierung und -kontrolle ist man ziemlich weit entfernt.
Bei Robotic Process Automation handelt es sich um Software, die menschliche Interaktionen am Desktop nachahmen. Sie lernen sozusagen durch Beobachtung. Sie agieren anschließend wie der Mensch bei seinen Eingaben und Aktionen mit einer oder übergreifend mehreren Anwendungen. Die robotergesteuerte Prozessautomatisierung unterscheidet sich so sehr stark von der Integration von Anwendungen auf dem Arbeitsplatz wie auch von einer vordefinierten BPM Business Process Management Plattform als serverbasierte Infrastruktur. Programmierung von Schnittstellen und strukturierten, einheitlichen Workflow entfällt. Der Anwender selbst braucht keine Kenntnis zu Workflow-, BPM- oder anderen Werkzeugen. Lassen sich Prozesse wiederholbar standardisieren, können solche Software-Roboter auch komplexere Prozesse abbilden. Im Raum steht aber immer das Thema der zentralen Administration. Baut sich jeder seine eigenen Prozesse oder werden diese zentral bereitgestellt. Vom bisherigen Workflow- und BPM-Ansatz, von zentraler Prozesssteuerung, -auswertung, -optimierung und -kontrolle ist man ziemlich weit entfernt.

Dennoch entwickelt sich ein Markt für diese einfachen Workflow-Lösungen. Auch tradi-tionelle ECM-Anbieter wie z.B. Kofax oder Laserfiche springen auf den Zug auf. Laserfiche definiert RPA wie folgt und zeigt in der Grafik der Vorteile auf.
„Robotic Process Automation enables business professionals to easily configure software robots to automate repetitive, routine work between multiple systems. These “bots” work directly across app-lication user interfaces, mimicking the ac-tions a person would perform, including logging in and out of applications, copying and pasting data, opening emails and attachments, and filling out forms. While existing capabilities of screen-scraping and macros software technology may come to mind, RPA is an evolution beyond these solutions. RPA is becoming an important automation tool driving digital transformation and the future of work.“

Analysten sehen ein starkes Wachstum für RPA-Lösun-gen, das 2022 vier Milliarden US$ überschreiten soll.

In der Forrester WAVE Marktübersicht vom 2. Quartal 2018 tummeln sich zahlreiche neue Anbieter, die bisher im BPM- und Workflow-Umfeld kaum in Erscheinung getreten sind. Nur Kofax aus der ehemaligen ECM-Riege ist recht gut positioniert. Das Bild wird sich aber noch ändern, da die ersten Aufkäufe von RPA-Anbietern durch größeren Vendoren laufen.

Eine andere, besser segmentierte Marktübersicht von RPA Success zeigt aber auch, dass hauptsächlich neue Anbieter den Kurs bei den Bots, den Software-Robotern, bestimmen und die BPM- und EAI-Unternehmen nachziehen. Viel Bewegung wird noch in der Cloud dazukommen.

Bei aktuellen Projektplanungen sollte man – trotz des aktuellen Hypes -ein Auge auf die Entwicklungen bei RPA, Machine Learning und AI Artificial Intelligence haben, da diese erhebliche Arbeitserleichterungen mit sich bringen werden. Aber auch manchen Beschäftigten – wie gesagt – arbeitslos auf die Coach befördern dürften.