Hyland kauft Lexmark Business Software
25. April 2017 20:06 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
Reuters berichtet, das Hyland (bisher finanziert durch den Investor Thoma Bravo LLC) Teile von Lexmark, den Bereich Business Software ganz oder in Teilen, kaufen wird. Lexmark hatte sich nach dem Aufkauf durch die Investoren-Gruppe Apex langsam zerlegt. Hyland soll sich gegen eine Reihe anderer Finanzinvestoren durchgesetzt haben. Bei dem Deal, der angeblich 1.5 Milliarden US$ schwer sein soll, ist natürlich KOFAX das Filetstück. KOFAX ist immer noch der führende Anbieter von Capture-Komponenten.
Was aus den anderen Teilen wird, die Lexmark zusammengekauft hatte, ist nicht ganz klar. Die Druckersparte von Lexmark steht weiterhin zur Disposition. Die Konsolidierung im – ehemaligen? – Marktsegment ECM Enterprise Content Management setzt sich fort. Auch andere Unternehmen sind eigentlich käuflich. Hier werden auch ECM-Mittelständler übernommen, wie der Kauf von CEYONIQ durch KYOCERA zeigte. Die ehemaligen Druckeranbieter sind heute im Umfeld ECM Enterprise Content Management sehr aktiv (so auch Konica, Ricoh, Canon und XEROX), aber eigentlich zu spät dran. Dies zeigte sich besonders bei Lexmark, die durch eine wenig strukturierte Aufkauf-Rallye versucht sich im Business-Software-Markt zu positionieren. Nun kommen die Reste von Lexmark “unter den Hammer”.
Verkauf von Kofax, Perceptive, Readsoft, Saperion & Co.
Inzwischen haben sich die Gerüchte und die Mitteilung von Reuters bewahrheitet. Nicht zuletzt Kommentare von Reynolds Bish auf der Inspire in Nashville haben die Veröffentlichung befeuert. Die bereits längere Zeit zur Disposition stehenden Unternehmensteile Perceptive, Kofax, Readsoft, Saperion u.a. von ursprünglich Lexmark sind verkauft oder stehen kurz vor dem Verkauf. In einem weiterführenden Artikel auf CMSwire werden die Meinungen mehrerer US-amerikanischer Analysten aufbereitet. Demnach ist offen, ob Hyland gleich komplett die Lexmark Business Services übernimmt oder ob zunächst der Hyland-Investor Thoma Bravo Teile aus dem Portfolio selbst kauft, um dann die Teile, die Hyland nicht will oder nicht ins Hyland-Angebot passen, separat zu verkaufen. Einige der Lexmark Produktfamilienmitglieder überlappen sich sehr stark mit dem Hyland Portfolio.
Was heißt dies nun für die Kunden in Europa? Die Präsenz von Lexmark war in den letzten zwei Jahren schon ziemlich zurückgegangen und der Weggang von Mitarbeitern hat Lücken gerissen. Nimmt man nur das ehemalige Saperion-Produkt, dass immerhin bei Daimler und Siemens im Einsatz bzw.Basis auch der Datev-DMS-Lösung war, wird das Vertrauen durch das viele Hin-und-Her nicht mehr sehr groß sein. Übernimmt Hyland direkt die Komponenten des Lexmark Business Software Bestandes, dann werden Komponenten wie Saperion oder Perceptive erneut zur Disposition stehen. Egal welchen Weg nun Hyland, Thoma Bravo oder ein anderer Investor einschlagen – das Renommé und die Marktposition aller Unternehmensbestandteile im derzeitigen Einkaufskorb werden leiden. Ob dies zu Produktwechseln oder Migrationen bei den Anwendern führen wird, ist eine ganz andere Frage.
Thoma Bravo kauft Lexmark Enterprise Software Business
Nun sieht man etwas klarer. Thoma Bravo, das Investment-Haus, das bereits in Hyland massiv investiert hat, kauft die drei wichtigsten Teile von Lexmark: Kofax, ReadSoft und Perceptive Software. Davon wird Perceptive Intelligent Capture, Acuo VNA, PACSGEAR and Enterprise Medical Image Viewing direkt an Hyland weitergereicht. Kofax und Readsoft werden als eigenständiges Unternehmen im Thoma Bravo Portfolio aufgebaut. Die Leitung übernimmt wieder Reynolds C. Bish, derzeitiger CEO von Lexmark Enterprise Software, der bereits Captiva und Kofax in der Vergangenheit groß gemacht – und schon mal verkauft hat. Es ist daher davon auszugehen, dass auch die neue Kofax/Readsoft irgendwann aus dem reinen Investment-Portfolio von Thoma Bravo wieder “entlassen” oder verkauft wird. Auf der Hyland Webseite findet sich die Nachricht zur Übernahme des Perceptive Software Portfolio – identisch mit all den anderen Pressemitteilungen. Von Saperion, Bestandteil von Perceptive Software ist nirgendwo die Rede. Einige deutsche Kunden, wie oben in unserem Startbeitrag beschrieben und in dem Kommentar von Herrn Wettstein nachgefragt, dürfte dies durchaus interessieren, was die Zukunft ihrer Lösungen angeht.
R.I.P. Saperion
wenngleich der Uralt-Saperion-Kern von den Nürnbergern immer noch – trotz evt. andersartiger interner Strategie weiterhin neu ausgerollt wird – da steht wohl noch einiges an Arbeit an, ganz zu schweigen von den üblichen nachfolgenden Migrationsqualen.
Naja – wenn man einmal so wie unserseits von Hummingbird DocsOpen 3.x auf Saperion/DatevDMS 0.9 migriert ist, dann alle Versionsevolutionen bis 2.x mitgemacht und auf Docuware 5.x migriert hat, um dann in 2016/2017 aus strategischen Gründen wieder auf die aktuell ausgerollte Saperion-DatevDMS-Welt zurückmigrieren zu müssen, denkt man sich so seinen Teil über die Vorzüge und Entwicklungsfähigkeiten der jeweiligen Systemphilosophien und Konzepte.
Mit Migration ist übrigens dokumentenechte und formattreue Indexdaten- wie auch Datei-Migration gemeint (zumindest so gut es geht). 😉 Leidensfähigkeit wie Entschlossenheit inklusive, mangels Offenheit über die jeweiligen Tellerränder hinaus bei den Herstellern.
Ganz zu schweigen über die bis heute dort fehlende system- und plattformneutrale API-Offenheit (R.I.P. ODMA), die einfach nicht mehr zeitgemäß ist, erst recht nicht im “transformierenden” Zeitalter.
Gibt es denn belastbarere Informationen über die Umorientierung? Dazu würde ich mich bei Gelegenheit gerne austauschen.
Ich find’s übrigens Schade was aus dem ursprünglich ganz guten 2.x-Kern geworden ist, nachdem sich die “Pro”-Truppe mit heren Zeilen aber mehr als verwegenem Konzept dran “vergriffen” hatte.
Zur Schadenfreude besteht insgesamt in keinsterweise Anlass. Aber auch nicht zur Verzweiflung.
So geht alles seinen Weg in der ECM-Welt.
Und wenn die Zeichen der Zeit der Hersteller/Branche weiter “verschlafen” werden, kann man sich selbst mit optimistischer Denkweise durchaus auch Gedanken um die (Deutsch-stämmigen) Platzhirsche machen (siehe auch Entwicklungen im Kontext des Werdegangs der dms expo / IT&Business usw., die ja schon ganz richtig von Euch in den letzen Jahren eingeordnet und – leider – zutreffend analysiert wurden). Mit “Digitalisierung”, “Content” oder Akronymen fehlen weiterhin hierfür die wesentlichen Perspektiven – ganz jenseits der Kauflaunen diverser Konzerne…
Von Saperion hört man nichts ...
In dem ganzen Nachrichtenwust rund um Thoma Bravo, Hyland und Lexmark sieht und hört man nichts über die Ex-Saperion und deren Produkte. Sie ist zwar Bestandteil des Perceptive Software Portfolios, aber spielt offenbar bei den aktuellen Deals (siehe http://bit.ly/thomabravo) keine Rolle. Vielleicht haben Sie mit Ihrem R.I.P recht, aber das müßten die Partner und Kunden von “Saperion” eigentlich besser beantworten können … wenn sie denn schon selbst Antworten erhalten > hätten <.
Kofax kommt wohl doch nicht unter das Dach von Hyland
Laut http://www.kofax.com/company/news/press-releases/2017/thoma-bravo-to-acquire-lexmark-enterprise-software werden Kofax und Readsoft unter der Marke Kofax ein eigenständiges Unternehmen von Thoma Bravo, lediglich der Perceptive-Anteil wird an Hyland abgegeben. Saperion wird hier nicht explizit erwähnt, könnte aber weiterhin unter der Perceptive-Flagge segeln.