AIIM: ECM vs. Content Services vs. Intelligent Information Management

26. Juni 2020 14:49 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Die AIIM international hat nach langen Jahren versucht in ihrem Blog sich der Diskussion um die Industrie-Begriffe Enterprise Content Management, Content Services und Intelligent Information Management anzunehmen: https://bit.ly/2Vl2oVo.

Dieser Versuch ist etwas misslungen, hmm, unvollständig.

Alte und volatile Definitionen als Ansatz?

Sean McGauley, Internet Marketier bei der AIIM international, hat in seinem Beitrag “ECM vs. Content Services vs. Intelligent Information Management – Whats the Difference” drei Definitionen untereinander aufgelistet:

  • Enterprise Content Management (ECM) is the strategies, methods, and tools used to capture, manage, store, preserve, and deliver content and documents related to organizational processes. (https://bit.ly/3eEmBgA)
  • Content Services is an alternative strategy to provide a more practical, multi-repository solution to achieve the benefits promised by the original vision of ECM: to intelligently capture information, disseminate it to the right people, processes, and departments, while ensuring compliance and creating process and cost efficiencies. (https://bit.ly/2VlbD8q)
  • AIIM defines Intelligent Information Management (IIM) as a roadmap that provides the following key capabilities (http://bit.ly/2VVH4Uw):
    • CONTENT SERVICES: A flexible and modular approach that utilizes content and information wherever and whenever it is needed, independent of where it is stored.
    • PROCESS SERVICES: Tools that can be delivered with the simplicity of an app, but within a framework that allows the business to remain in control.
    • ANALYTICS SERVICES: Automated tools to prepare all information – both structured and unstructured — for machine learning.

Die Entwicklung dieser Definitionen seit 1999 haben wir in einer Reihe von Keynotes dargestellt (englischsprachig), die sich hier finden: http://bit.ly/KffKeynotesECMengl . Mit der Frage der Sinnhaftigkeit solcher Definitionen haben wir uns in unserem Blog mehrfach beschäftigt: “Ist der aktuelle ECM-Ansatz noch zeitgemäß? (https://bit.ly/ECMansatz), “Gartner ersetzt ECM durch Content Services” (https://bit.ly/gartnerContentServices), “Intelligent Information Management oder nur Information Management” (https://bit.ly/IIModerIM) und vielen anderen Beiträgen.

Zu den Details noch einmal in Kürze:

ECM Enterprise Content Management

ECM ist seit 2000 wohldefiniert: Wikipedia http://bit.ly/WP_EN_ECM. “Management” steht für Methode, Vorgehen. Es geht um ein ganzheitliches Vorgehen, eine ganzheitliche Strategie, die Organisation, Arbeitsweisen, Menschen und Technik einschließt. Will man nur von Funktionalität und Technik sprechen, dann wäre ECMS Enterprise Content Management Systems der richtige Begriff.

Natürlich sind die Anbieter von Lösungen sofort auf die Aspekte von Funktionalität und Technik angesprungen, da sie ja ihre Software und Systeme verkaufen wollen. Hieraus resultiert das langjährige Mißverständnis, das dann ab 2015 in die Krise von Enterprise Content Management als allgemeingültiges Dach von ECM mündete. bei Sean McGauley klingt dies auch an, wenn er ergänzend zu ECM schreibt “It’s important to note the bolded section here, which goes beyond ECM as a technology and includes ECM as a practice.

ECM als grundsätzliches Konzept ist weiterhin gültig und auch in Deutschland identifizieren sich viele Anbieter mit diesem Begriff.

Content Services

Seitdem Forrester und Gartner diese neue Marktdefinition aufgebracht haben, herrscht nur noch Wirrwarr in der Szene.

Zum Einen sind Content Services schon lange als eine Branche der Ersteller von Inhalten für Webseiten, Agenturen, Übersetzer, Designer usw. in Gebrauch.

Zum Zweiten ist die Begriffswelt rund um Content Services rein technologisch geprägt und vergisst dabei den übergreifen, methodischen Ansatz. ECM wird hier fälschlicherweise als gescheiterter, technischer Ansatz von “altertümlichen Inhouse-Legacy-Lösungen” betrachtet.

Zum Dritten wird von den Verfechtern des Begriffes Content Services oder CSP Content Services Platforms gern übersehen, dass seit Anfang an, dem Jahr 2000, Services, Dienste im Untergrund der Lösungen, ein Grundprinzip von ECM Enterprise Content Management sind. Der Anspruch von ECMS war immer eine Middleware mit Services um Informationen effizient zu handhaben (http://bit.ly/KffCM2001). Auch Wikipedia sieht das Dienstekonzept als einen der drei Grundpfeiler von ECM (http://bit.ly/wikiECM).

In Deutschland gehen die klassischen Anbieter nur langsam dazu über, die Begriffswelt von Content Services zu übernehmen.

IIM Intelligent Information Management

In Bezug auf die AIIM international ist der Begriff und das Akronym IIM natürlich sehr nützlich – aus der Association for Image and Information Management wie die Association for Intelligent Information Management. Verbands-Logo, -Kürzel usw. können beibehalten werden. Was als spielerischer Vorschlag begann, wurde gern adaptiert um all die neuen Entwicklungen rund um KI, Cloud, Mobile, Automatisierung, Wissensmanagement usw. “einfangen” zu können.

Dieses neue Dach funktionierte aber lange nicht, da es auch im Wettstreit mit EIM Enterprise Information Management, Content Services und weiterhin ECM und Document Management um Visibilität kämpfen musste. Die Definition, die Komponenten und die das damit verbundene Bild eine Branche sind sehr verwaschen. Sean McGauley gibt nur den letzten Stand einer andauernden Diskussion, was IIM ausmacht, wieder.

In Deutschland ist der Begriff IIM Intelligent Information Management noch kaum sichtbar. Einige internationale Anbieter promoten IIM, deutsche klassische Anbieter spielen hie-und-da mit dem Begriff.

Practices als Klammer?

Sean greift auf, dass etwas Wichtiges in den Definitionen und Ansätzen für Content Services fehlt. Er nennt dies “Practices”. So soll IIM Intelligent Information Management die Klammer rund um die Services bilden. Diese sind natürlich angesichts der technologischen Entwicklung auch nur unvollständig: Content, Analytics und Process. War da nicht schon in ECM mit Strategien, Methoden und Visionen mehr?

Immerhin ist der letzte Absatz von McGauley versöhnend:

At AIIM, transforming business (and the term ECM) has never been about the technology itself, but rather, it has always been about the business improvements organizations want to make, and the many facets of managing the lifecycle of information across an enterprise that enable organizations to make them. ECM used to be the intersection of technology, methodologies, and strategies to get you there. Content services may be the new set of technology to replace the solution-side of ECM, but IIM wraps the technology with the practices to capture, store, manage, and preserve your information.

Zum Thema gibt es von PROJECT CONSULT zahlreiche Vorträge, Seminarauszüge, Videos, Powerpoints und Artikel. Einen Einstieg bietet auch unsere Sammlung “Online: Videos & Slides zum Information Management” https://bit.ly/PCHH_IM_Videos.

Zusammengefasst kann man zum Artikel von Sean nur sagen, “nichts Neues unter der Sonne”. Die Diskussionen um ein einheitliches Dach für diese Branche, die sich längst in einer Nische befindet, wird weitergehen. Und in Deutschland werden wir noch lange von Dokumentenmanagement, Workflow und Revisionssicherer Archivierung hören.

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

Ein Kommentar zu “AIIM: ECM vs. Content Services vs. Intelligent Information Management

  • ... oder was es mit dem „Gute KITA Gesetz” auf sich hat
    10. Juli 2020 um 12:04
    Permalink

    Definitionen und Gesetze sollen sachlich und ohne Wertung Sachverhalte, Prozesse oder Verhaltensweisen beschreiben. Die Selbstbewertung über Adjektive – hier „intelligent” erinnert mich doch spontan an das „Gute KITA Gesetz”. Diese Verniedlichung von Definitionen und Regelwerken lenkt immer wieder von inhaltlichen Schwachstellen ab und das zeigt die Argumentationkette von Dr. U. Kampffmeyer mehr als deutlich auf. Ob ein „Information Management” sich als intelligent erweist, liegt im Auge der Betrachtenden und nicht der Definierenden.

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