Enterprise 2.0
Enterprise 2.0 verfolgt die Idee, Technologien des sogenannten Web 2.0 für geschäftliche Zwecke nutzbar zu machen.
Wirklich griffige Definitionen fehlen: “Enterprise 2.0 is the use of emergent social software platforms within companies, or between companies and their partners or customers. or between companies and their partners or customers.”
Definition aus Wikipedia:
Enterprise 2.0 bezeichnet im engeren Sinn den Einsatz von sozialer Software zur Projektkoordination, zum Wissensmanagement und zur Innen- und Außenkommunikation in Unternehmen. Diese Werkzeuge fördern den freien Wissensaustausch unter den Mitarbeitern; sie erfordern ihn aber auch, um sinnvoll zu funktionieren.
Im weiteren Sinn umfasst der Begriff nicht nur die Werkzeuge selbst, sondern auch die Tendenz der Unternehmenskultur weg von der hierarchischen, zentralen Steuerung und hin zur autonomen Selbststeuerung von Teams, die von Managern eher moderiert als geführt werden (siehe hierzu auch Smart Collaboration).
ECM 2.0 & E 2.0
Die Web-2.0-Welle schwappte auch auf das Thema ECM über. Im Jahr 2007 konnten es sich zwei Anbieter von Enterprise-Content-Management-Produkten nicht verkneifen, die Ziffern 2.0 auch an das Akronym ECM zu hängen. Wahrscheinlich kam EMC Documentum zuerst auf die Idee und proklamierte den Produkt-Launch der Version D6 unter dem Motto „ECM 2.0“. Kurz darauf tauchte ECM 2.0 dann ebenfalls in Deutschland als Motto eines Kongresses auf – Saperion benutzte die 2.0 ambivalent, um einerseits auf Neuheiten hinzuweisen, andererseits aber auch der zum zweiten Mal durchgeführten Veranstaltung eine Kennzeichnung zu geben – so zumindest die „offizielle Erklärung“. Da es am Markt für Informationsmanagement keinen Mangel an neuen Slogans, Abkürzungen und Drei-Wort-Kombinationen gibt, erregte ECM 2.0 auch wenig Aufsehen und war im Jahr 2008 schon wieder verschwunden. Der technologisch geprägte Ansatz war deshalb nicht von Erfolg gekrönt, da die kommunikative und kulturelle Komponente von Web- 2.0 noch nicht mal ansatzweise ins Gesichtsfeld kam – und damit fehlte außer vielen funktionalen Ansätzen von Anfang an der Geist von ZweiPunktNull. Aber auch bei den funktionalen Aspekten blieb es beim Stückwerk, wobei sich redundante Funktionalität – wie z. B. Blog, Forum und Wiki für den gleichen Einsatzzweck – selbst im Wege stand. Nimmt man sich einfach einmal einen Katalog von Web-2.0-Funktionalität zur Hand, so zeigte sich, dass überhaupt nur wenige Funktionsgruppen wie Wikis, Blogs, Foren, RSS, Favoriten, Communities, Tagging, Folksonomy, Mashup und andere aufgegriffen und in die Clienten eingebunden wurden. Schwerpunkt der Adaptionen in den ECM-Umgebungen war, neue Benutzerinterfaces und neue Collaborations-Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, an die sich zumindest die jüngere Generation von Mitarbeitern in den Unternehmen bereits gewöhnt hat. Gern wurde auch gleich noch Enterprise Search mit in diesen Topf geworfen, obwohl hier kaum eine direkte Beziehung zum eigentlichen Web-2.0-Gedanken bestand – schließlich gibt es Google schon länger. Auch Team-Rooms und andere kollaborative Ansätze mussten für 2.0 herhalten, wenn man sie nicht gleich wieder dem Wissensmanagement zuschlug. Auch mussten die Anbieter feststellen, dass die schönen neuen Web-Technologien für Dokumentenorientierte Lösungen unerwartete Schwierigkeiten mit sich brachten. Web 2.0 ist nicht auf Integrität, Konsistenz oder gar revisionssichere Archivierung ausgelegt! Betrachtet man einfach nur einmal das „Einfrieren“ eines Wikis mit dynamischen Links und Historie als Dokument, oder eine personalisierte Oberfläche, oder einen Blog, oder, oder, oder. Herkömmliche Dokumente existieren im Web 2.0-Umfeld kaum – oder es sind halt herkömmliche verlinkte Standardformattypen wie PDF- und dafür braucht man kein ECM 2.0. ECM 2.0 war so von vorneherein zur Erfolgslosigkeit verdammt. Während im Web dynamisch und unter Einsatz tausender Ressourcen eine Web-2.0-Anwendung nach der anderen aus den Kabeln schoss, blieb die Adaption bei Enterprise Content Management einfach in der Mächtigkeit der Anwendungen und der Betulichkeit der Anbieter stecken.
Einige große ECM-Anbieter versuchten daher sich gleich ganz vom ECM-Gedanken zu verabschieden und propagierten Enterprise 2.0 – E2.0. Moderne Anwendungen mit viel Web-2.0-Kosmetik und ein wenig ECM als Infrastruktur sollen den großen Bereich der Unternehmenssoftware aufrollen.ECM spielt hier an der Benutzeroberfläche keine Rolle mehr, Enterprise Content Management ist zu Infrastruktur und Diensten in SOA-Architekturen reduziert. So zumindest diejenigen Anbieter, die jetzt kollaborative Aspekte in den Vordergrund stellten wie z.B. IBM. Angesichts des E-2.0-Hype muss man sich jedoch fragen, ob das Aufgehen in diesem Trend die wahre Zukunft für Enterprise Content Management ist. Andere Verfechter der Vision eines einheitlichen und übergreifenden Informationsmanagements sehen die Zukunft von ECM eher bei EIM.
Enterprise 2.0 im funktionalen EIM Modell von PROJECT CONSULT 2012
Funktionalität aus dem “Web 2.0“-Umfeld wie Communities, Foren, Wiki, Feeds, Messaging, Konferenzen, Tagging und andere reichern ECM an und verbinden strukturierte und unstrukturierte Inhalte in einer Oberfläche mit intuitiver Nutzbarkeit.
Web 2.0 liefert die öffentlich zugängliche Ansicht der Internet Funktionalitäten, Enterprise 2.0 die interne Ansicht.
“2.0” ist ein reiner Hype-Begriff, ein Marketing-Begriff, Augenwischerei.
Auch beim Enterprise 2.0 geht es um Marketing. Letztlich werden nur vorhandene Lösungen um Funktionen aus dem Internet ergänzt und so modernisiert.
Dr. Ulrich Kampffmeyer,
Update Enterprise Information Management, 2013
Ressourcen
- Wikipedia Enterprise 2.0
- PROJECT CONSULT EIM Enterprise Information Management
- Dr. Ulrich Kampffmeyer Ist Enterprise 2.0 niemals im Unternehmen angekommen?
- Dr. Joachim Hartmann Enterprise 2.0 – die organisatorische Herausforderung bleibt
- THEUM Enterprise 2.0