Nomenklatur

Definition aus Wikipedia

Taxonomien sind hierarchische Klasseneinteilungen eines Themenbereichs. Sie bilden Über- und Unterordnungsbeziehungen ab und können so Vererbungen darstellen. Sie basieren idealerweise auf der Analyse von quantitativen Daten. Darauf basierend erfolgt eine Clusteranalyse (Algorithmen der Strukturanalyse). Diese Taxonomien können dann generisch verwendet werden.
Als Taxonomie in der Informationsverarbeitung werden Klassifikationen bezeichnet, die eine monohierarchische Struktur aufweisen. Dabei wird jeder Klasse nur eine Oberklasse zugeordnet, so dass die gesamte Klassifikation eine Baumstruktur abbildet. In dieser Struktur enthalten die der Wurzel nahestehenden Elemente allgemeine Informationen. Mit einer zunehmenden Verzweigung der Taxonomie wird das darin hinterlegte Wissen immer spezifischer. Durch diese Art der Klassifizierung von Wissensbereichen innerhalb einer Hierarchie entsteht eine einfache Semantik.

Die Nomenklatur ist der Schlüssel zum Wiederfinden und Anzeigen archivierter Informationen in elektronischen Archivsystemen. Die Begriffe der Nomenklatur werden zur Indizierung der Informationsobjekte benutzt, um sie geordnet zu speichern (Archivierung), wiederzufinden (Retrieval) und anzuzeigen (Präsentation). Im folgenden Beitrag wird die Umsetzung der Nomenklatur und die praktische Arbeit mit Archivsystemen anhand verschiedener Beispiele für die Verschlagwortung, Recherchemöglichkeiten und Suchstrategien im Vergleich zu herkömmlichen Ablagen und Archiven veranschaulicht.
Mit elektronischen Archivsystemen können Informationen konsistent, eindeutig, vollständig, aktuell, schnell, übersichtlich und zusammenhängend wiederaufgefunden werden. Voraussetzung ist eine entsprechende Nomenklatur (Begrifflichkeit) für den Zugriff auf die gespeicherten Dokumente.
Die Nomenklatur ist ein Wortschatz, der einheitlich, eindeutig und strukturiert Informationsobjekte in Archivsystemen identifiziert, inhaltlich beschreibt und ordnet.
Die Nomenklatur ist damit der Schlüssel zum Wiederfinden und Anzeigen der gespeicherten Informationen. Eine unzureichende Qualität bei der Verschlagwortung und Ordnung kann dabei im schlimmsten Fall zu unbrauchbaren elektronischen Archivsystemen führen.

Taxonomie

Die Nomenklatur ist eine Anwendung der Taxonomie. Unter einer Taxonomie versteht man die hierarchische Anordnung von Kategorien (Wissensdomänen), die eine an den Geschäftsprozessen orientierte Sicht auf die gesamte Informationslandschaft des Unternehmens ermöglicht. Die Terminologie und die Strukturen, die entlang der Geschäftsprozesse entstehen, sollen sich im Aufbau der Taxonomie widerspiegelt.“
Die Taxonomie als die Lehre von der Systematik und Relation von Objekten und Entitäten, die zur ihrer Klassifizierung und Ordnung benutzt wird, ist ein Teilgebiet des Wissensmanagement.
Eine Taxonomie ist eine Einteilung von Entitäten in Gruppen oder Klassen. In der Biologie sind dies z.B. bestimmte Ränge wie Art, Gattung und Familie. In der Linguistik ist die Segmentierung und die Klassifikation sprachlicher Entitäten zur Beschreibung eines Sprachsystems Gegenstand der Taxonomie. In den Ingenieurwissenschaften wird die Taxonomie zum Aufbau von hierarchischen Klassifikationsschema benutzt, die die Beziehungen der Objekte vom Groben zum Feinen widerspiegeln. Auch in anderen Wissenschaften und Anwendungen, wie z.B. Thesauri und Ablagestrukturen, wird die Taxonomie für Klassifikationssysteme, Systematiken und Strukturen sowie für die Beschreibung des Vorganges der Zuordnung von Entitäten im Sinne des Klassifizierens verwendet.
In Bezug auf Archivierung und Knowledge Management sind das Identifizieren, Klassifizieren und Ordnen des geschäftsprozessrelevanten Wissens einer Organisation Bestandteile der Erstellung eines Klassifikationsschema. Im Umfeld des Wissensmanagement versteht man daher die hierarchische und vernetzte Anordnung von Kategorien und Klassen, die Teilbereichen des Wissens entsprechen und eine ganzheitliche, geordnete und nach Nutzungsanforderungen gestaltete Sicht auf die Informationen ermöglichen. Die Klassifikation, Indizierung, Ordnung, Kategorisierung und Nutzungsregeln sind Bestandteil der Meta-Daten der Objekte und ihrer Entitäten in einem Informationssystem. Die Nomenklatur regelt dabei die einheitliche Begriffsbildung, die für Indizes, Schlagworte, Klassenbezeichnung und Ordnungsbegriffe zur Anwendung kommt.

Umsetzung der Nomenklatur in Archivsystemen

Für eine effiziente Verwaltung und eine einfache Änder- und Erweiterbarkeit der Nomenklatur wird im Archivsystem bei der Verschlagwortung von jedem Begriff nicht eine Benennung, sondern ein numerischer Identifikationscode, die sogenannte Nomenklatur-ID, gespeichert. Dem Benutzer werden durch die Archivsoftware bei der Verschlagwortung und der Suche am Bildschirm Auswahllisten mit Benennungen präsentiert. Nach Auswahl der Benennung wird diese automatisch in den zugehörigen Identifikationscode umgesetzt. Dieser wird dann mit den zugehörigen Informationsobjekten abgespeichert bzw. zur Suche genutzt.

Verschlagwortung

Die Qualität und Eindeutigkeit der Verschlagwortung bestimmt die Nutzbarkeit eines Archivsystems und entscheidet darüber, ob ein Dokument wiederauffindbar ist. Wichtige Voraussetzung einer Indizierung ist, daß Erfasser und Nutzer der Nomenklatur das gleiche inhaltliche Verständnis der Begriffe haben. Die Nomenklatur legt folgende Merkmale fest:

  • identifizierende Merkmale (z.B. Sachgebietsbezug, Kontonummer, Kundennummer etc.),
  • klassifizierende Merkmale (z.B. Schlagworte, die den Inhalt eines Informationsobjektes beschreiben),
  • ordnende Merkmale (z.B. für die Anzeige als Register, Mappen, Ordner etc.).

Bei der Indizierung muß die Nomenklatur konsistent, fehlerfrei, eindeutig zuordenbar, prüfbar und ohne großen Aufwand verwendet werden können. Die Menge der Felder, ihre Anordnung, die Anzahl der Eingaben und Prüfungen sind entsprechend zu gestalten. Ein kontrollierter und/oder prüfbarer Wortschatz, der als Auswahllisten und hierarchische Thesauri bereitgestellt wird, sichert die Einheitlichkeit der Indizierung. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ablageorganisationen kann jedes Dokument mit mehreren Begriffen verbunden werden, was später die Suche erheblich vereinfacht.

Auszug der alphabetischen Darstellung der Nomenklatur der Sparkassen-Finanzgruppe (3 Beispiele)

 Akzeptkredit
DEFEin Akzeptkredit kennzeichnet eine Kreditleihe, wobei der Kunde einen Wechsel auf die Bank zieht, die den Wechsel akzeptiert. Der Kunde verpflichtet sich, den Wechselbetrag vor Fälligkeit anzuschaffen. Der Akzeptkredit kann als Kreditlinie oder Einzelkredit ausgestellt werden.
EHP52, Akzeptkredit, Wechseldiskontkredit
NKID001000001000008
SDMID: B0001558
OBAKredit
UBFWechsel
KLA3.06, Kreditgeschäft
QUESKODM96
 Allgemeine Geschäftsbedingungen
DEFAlle für eine Vielzahl von Verträgen vorformulierten Vertragsbedingungen, die eine Vertragspartei der anderen Vertragspartei bei Abschluß eines Vertrages stellt.
EHP811.10, Allgemeine Geschäftsbedingungen, AGB-Recht
NKID001000001000009
OBZKreditvertrag
KLA1.02, Rechtswesen
QUEBANKLX96
 Angebot
DEFAngebot bezeichnet eine rechtlich verbindliche Erklärung, welche die Konditionen für einen potentiellen Vertrag darlegt, zu denen ein Vertragspartner zum Abschluß bereit ist.
EHP214.01, 243.02
NKID001000001000010
SDMID: B0001000, Angebots Dokument
OBFSchriftverkehr
KLA3.02, Bauspargeschäft 3.05, Immobiliengeschäft 3.06, Kreditgeschäft 3.07, Versicherungsgeschäft

Abkürzungen

BF: Benutzt für (Synonym)
DEF: Definition
EHP: Referenz zum Einheitsplan
KLA: Klassifikation
NKID: Nomenklatur-ID
OBA: Oberbegriff (Abstraktionsbeziehung)
OBZ: Oberbegriff (Zugehörigkeitsbeziehung)
SDM: Referenz zum SKO-Datenmodell
QUE: Quelle der Definition
UBF: Unterbegriff (funktionale Abhängigkeit)

Recherche

Strategie eines gut organisierten Systems ist nicht das „Suchen“ sondern das einfache „Finden“. Grundlage der Suchstrategien sind die verschiedenen Beziehungen zwischen den Begriffen der Nomenklatur. Beziehungstypen erlauben eine gezielte Navigation zwischen Benennungen beim Verschlagworten und Suchen (z.B. nur Anzeige aller Unterbegriffe zu einem Oberbegriff). Vom System können bei der Verschlagwortung und Suche automatisch Begriffe mit verwendet werden, die zum selektierten Begriff in einer bestimmten Beziehung stehen. So können beispielsweise bei der Suche bei Auswahl eines Unterbegriffes automatisch die Oberbegriffe in der Suche berücksichtigt werden.

Arbeitsumgebung

Die Arbeitsumgebung eines Archivsystems kann ein eigener Desktop der Archivsystem-Anwendung oder das „Enabling“ (Bereitstellung der Archivsystem-Funktionalität in einer vorhandenen Anwendung) sein. Eine einfache, strukturierte und individuell auf den Benutzer oder Arbeitsplatz anpaßbare Arbeitsumgebung erleichtert die Handhabung von Dokumenten und die Arbeit mit dem System. Zu einer Arbeitsumgebung gehören in der Regel Anzeigemöglichkeiten für:

  • Such- und Indiziermasken,
  • Hitlisten,
  • gegebenenfalls visualisierte Ordnungsmittel,
  • Funktionen zur Dokument-Darstellung und Reproduktion,
  • Ablage- und Archivierungsfunktionen,
  • Im- und Export von Dokumenten.

Die Bereitstellung der unterschiedlichen Funktionen muß über die Benutzerrechte oder die Arbeitsplatzkonfiguration steuerbar sein.

Hitlisten und Ergebnistypen

Das Ergebnis einer Suche kann sein:

  • genau ein bestimmtes Dokument (z.B. ein gescanntes Faksimile), das direkt zur Anzeige gebracht wird,
  • eine Gruppe zusammenhängender Dokumente (Vorgang, Ordner) mit anschließender Auswahl und Anzeige des oder der gewünschten Dokumente als einfache oder strukturierte Hitliste, virtuelle elektronische Akte oder elektronischer Schreibtisch,
  • eine Übersicht über Dokumente gleichen Charakters oder Inhalts mit anschließender Auswahl und Anzeige des oder der gewünschten Dokumente als
  • einfache oder strukturierte Hitliste oder
  • elektronischer Schreibtisch.

Das Ergebnis einer Suche muß in jedem Fall übersichtlich sein.
Eine einfache Hitliste ist sinnvoll, sofern die zu erwartenden Suchergebnismengen nicht zu groß werden. Die Sortierung der Hitliste muß voreinstellbar oder individuell anwählbar sein.
Eine strukturierte Hitliste gruppiert die gefundenen Einträge nach Ober- und Untergruppen, Informationsobjektklassen und Dokumentnamen oder Containern. Die Ordnung ist in der Regel vordefiniert und wird nach den Ordnungskriterien oder Dokumentklassen aufgebaut.
Eine virtuelle elektronische Akte bildet die Struktur einer herkömmlichen Papierakte nach, indem die zugehörigen Dokumente in Registern, Laschen oder ähnlichen Visualisierungsmitteln angezeigt werden.
Ein elektronischer Schreibtisch wird meist dort eingesetzt, wo mehrere Anwendungen mit unterschiedlichen Ordnungsstrukturen vorkommen und mehr als eine Akte parallel zur Anzeige gebracht werden muß. Er ist auch als Mittel für Umsortierungen und Neuordnung von Dokumenten geeignet. Die Visualisierung erfolgt in der Regel in Gestalt von Ikonen. Dabei werden herkömmliche Strukturen wie Aktenschränke, Ordner, Mappen, Einzeldokumente etc. abgebildet. Der elektronische Schreibtisch bietet die größte Variabilität der Anzeige komplex strukturierter Informationen und muß nicht wie die virtuelle Akte für jede Anwendung programmiert werden.

Zusammenfassung

Eine einheitliche und eindeutige Nomenklatur ist eine Voraussetzung für die Identifizierung, Klassifizierung und Ordnung von Informationsobjekten in elektronischen Archivsystemen. Die Begriffe der Nomenklatur werden zur Indizierung der Informationsobjekte benutzt, um sie geordnet zu speichern, wiederzufinden und anzuzeigen.
Nur bei entsprechender Qualität der Verschlagwortung können die Vorteile und Effizienzpotentiale elektronischer Archivsysteme gegenüber herkömmlichen Ablageorganisationen voll genutzt werden. (Dr. Ulrich Kampffmeyer und Klaus Teschke (SIZ Sparkassen-Inforkatik-Zentrum), 1998)

Eine saubere, stabile Taxonomie mit kontrollierter Begrifflichkeit, Klassen- und Vererbungskonzept, und klaren Ordnungskriterien ist Grundlage jeder Records-Management-Lösung um über längere Zeiträume alle Informationen sicher erschließen und vollständig wiederfinden zu können.

Dr. Ulrich Kampffmeyer,
Records Management Roadshow, 2008

Die Taxonomie ist das Grundgerüst, das Beziehungsgeflecht zwischen den Entitäten und den Begriffen eines Informationsmanagement-Systems.

Dr. Ulrich Kampffmeyer,
Seminar Revisionssichere Archivierung, 1997

Ressourcen