Salesforce übernimmt Slack

2. Dezember 2020 18:53 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Salesforce konnte sich als führende CRM-Lösung in der Cloud etablieren und hat längst das Portfolio in Richtung ERP ausgeweitet. Das kalifornische Unternehmen, 1999 von dem ehemaligen Oracle-Mitarbeiter Benioff gegründet, ist mit seiner SaaS-Lösung gut unterwegs. Die Corona-Krise mit verstärkter Collaboration und Heimarbeit zeigte, dass es weiterer Komponenten bedarf, um die Position auszubauen. Einerseits sind dies fachliche Komponenten wie eben ERP und ähnliches, andererseits grundsätzlich Funktionen wie eben Collaboration, Messaging und ähnliches.

Salesforce hat angekündigt, das Unternehmen Slack für ca. 27 Milliarden US-Dollar übernehmen zu wollen: https://bit.ly/2VChfuA. Das Übernahmeangebot wurde am 1. Dezember veröffentlicht. Hiermit tritt Salesforce in direkte Konkurrenz mit Microsoft und Google. Wenn die Aktionäre von Slack zustimmen, ist dies nach der Übernahme von Tableau die bisher größte Übernahme von Salesforce.

Slack ist 10 Jahre jünger als Salesforce und ebenfalls in San Francisco ansässig. Slack ist eine klassische Chat-Software für die Kommunikation zwischen einzelnen Personen und Gruppen. Inzwischen gibt es auch Workgroups ergänzend zu bisherigen Diskussions-Kanälen. Collaboration mit Dokumentenaustausch ist nur dann möglich, wenn Plattformen wie Box, Dropbox oder andere angebunden sind. In Bezug auf den Datenschutz ist Slack nicht besonders gut aufgestellt, da es auch aus Slack ausscheidende Teilnehmer intern nicht löscht und weitreichende, diskussionswürdige Auswertungsmöglichkeiten bietet. Mit seinen Schnittstellen und Komponenten ist Slack gut in andere und an andere Softwarelösungen integrierbar und anbindbar. Eine moderne Systemarchitektur kommt hier Cloud-basierten, SaaS-orientierten Lösungen zu gute.

Die Übernahme verstärkt zwei Mechanismen und Trends am Markt:
Zum Einen konzentrieren sich die Angebote auf immer weniger sehr große internationale Konzerne. Kleinere und nur regional oder national tätige Unternehmen fallen immer mehr zurück. Salesforce positioniert sich mit der Übernahme von Slack direkt gegen die marktbeherrschende Position von Microsoft mit seinen ERP-, CRM- und Collaborations-Modulen. Wo Microsoft geschlossene Plattform-Strategien verfolgt – und mit MS365, Sharepoint und Teams erfolgreich ist -, ist Slack eher eine “Best-of-Breed”-Ergänzung für Salesforce und weitere Cloud-Lösungen. Auch Alphabet/Google, Amazon und andere Internet-Boliden dürften die Ausweitung des SaaS-Portfolios von Salesforce “interessiert beobachten”.
Zum Zweiten setzt es direkte Wettbewerber im Enterprise-Software-Geschäft wie SAP, Oracle und andere massiv unter Druck. In diesem Markt-Segment dürften dann die nächsten größeren Akquisitionen folgen. Ob dies ebenfalls Kommunikations- und Messenger-Dienste sein werden, vielleicht jemand wie z.B. Zoom, ob es nun traditionelle, internationale ECM-Anbieter mit gleich mehr Funktionalität in Richtung BPM wie z.B. OpenText, M-Files oder andere sind, oder aber ob es EFSS Enterprise File Synchronisation & Sharing und Collaboration Anbieter in der Cloud wie z.B. Dropbox, Box & Co. sein könnten, wird das Jahr 2021 zeigen.

Verhandelt über Verkäufe und Investments wird in der Information-Management-Branche aktuell viel.


P.S. Stefan Pfeiffer beklagt in seinem Beitrag “Ändert das die Machtverhältnisse im Office- und Collaboration-Markt?natürlich das Fehlen von OpenSource-Alternativen und schließt mit einem schönen Bonmot zum Markt für Enterprise-Software: “Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. So wird es hier und da kleine gallische Dörfer geben, aber das große römische Reich macht im Office- und Collaboration-Markt alles platt. Schade.”. Gilt dies auch für die IBM-Strategien, wo gerade kürzlich wieder zahlreiche Mitarbeiter dem freien Markt zur Verfügung gestellt wurden? IBM hat sich ja seiner eigenen Collaborations-Software – Lotus Notes – entledigt. Angesichts der Corona-Home-Office-Aktivitäten Reue? Oder hätte man aus Lotus Notes vielleicht gleich freie Open-Source-Software machen sollen?

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

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