Digitalisierung und Bürokratie in Deutschland: Berichte von D21 & NKR
7. November 2018 10:36 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
Drei aktuelle Berichte werfen wieder kein gutes Licht auf die Entwicklung von E-Government und der digitalen Infrastruktur in Deutschland. Das Trauerspiel geht weiter, obwohl alle drei Berichte versuchen, Hoffnung zu erwecken.
D21 Digital Index 2017/2018
Beginnen wir mit den positiveren Ergebnissen. Im jährlichen “Digital Index” Bericht der Initiative D21 (http://bit.ly/D21_2018) werden gut verständlich mit verständlichen Grafiken die digitalen Trends in Deutschland aufgezeigt. Das Verständnis für die digitale Welt wie auch die Nutzung des Internet über mobile Geräte steigen erheblich.
NKR Normenkontrollrat Jahresbericht 2018
Der Bericht des Normenkontrollrates des Bundes (NKR) 2018 (http://bit.ly/NKR_2018) verlangt mutig “Deutschland: weniger Bürokratie, mehr Digitalisierung, bessere Gesetze Einfach machen!” Einfach machen – schön gesagt. Aber die Gesetze in Deutschland hängen immer noch an verklausulierten Hindernissen fest. Durchgängigkeit fällt, selbst da, wo es gilt konsequent und 1:1 einfach nur mal die europäischen Richtlinien umzusetzen. Die Anpassungs- und Einführungsgesetze der europäischen Richtlinien versuchen die eine oder andere Sonderlocke in die neue zeit hinüberzuretten. Um Erfolge war es in letzter Zeit schlecht bestellt, wenn man an beA oder die eGK denkt. Aber nun werden ja wieder 280 Millionen extra in das Thema eGovernment gekippt. Einfach machen heißt auch spezielle E-Government-Software zu vergessen und auf Standards zu setzen. Einfach machen heißt auch neue Projekte wie das Deutschland-weite Portal zum Zugang für E-Government-Dienste mit Augenmaß anzugehen. Der NKR-Bericht macht eines vor allem deutlich – so richtig vorangekommen sind wir im letzt Jahr nicht. Angesichts des Chaos im föderalen und übergremierten E-Government der Verwaltung stellt der NKR Jahresbericht lakonisch die Frage “Was nun”.
eGovernment Monitor 2018
Und dann ist da noch der eGovernment Monitor 2018 “Nutzung und Akzeptanz digitaler Verwaltungsangebote – Deutschland, Österreich und Schweiz im Vergleich” vom November 2018, herausgegeben von D21 und fortiss (http://bit.ly/D21-EGovM2018). Auch in dieser wieder mit instruktiven Grafiken der statistischen Daten bebilderten Studie schneidet das eGovernment in Deutschland im Vergleich mit Österreich und der Schweiz eher müde ab. Zentrale Themen sind die Nutzung E-Government einschließlich ansteigender mobiler Nutzung und Nutzungsbarrieren. Hier ist in allen drei Ländern die Nutzung rückläufig. Auch die Zufriedenheit hat sich nur marginal weiterentwickelt. Ein Kapitel beschäftigt sich mit der digitalen Identifikation. Verbreitung und Nutzung der eID in Deutschland steigt nur langsam an und von einer weiten Verbreitung von Lesegeräten mit Ausweiskarten ist man weit entfernt. Noch immer trauen die Bürger auch der Sicherheit persönlicher Daten in der öffentlichen Verwaltung, besonders in Deutschland, nicht. Auch neue Themen wie Bürgerkonten und digitale Assistenten wurden in 2018 betrachtet. Übergreifend zeigt sich nur eine geringe Weiterentwicklung es es dominiert Stagnation und zum Teil Rückgang des Interesses bei den Bürgern.