CEBIT ade
28. November 2018 20:44 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
Hier muss man, glaube ich, keine Links einfügen. Zahllose Beiträge in allen Publikationen berichten heute über das Aus für die CEBIT. “Verklärt”, “endlich”, “absehbar”, “schade”, “gut so” – viele unterschiedliche Meinungen.
Ich selbst war im IT-Bereich der Hannover-Messe schon seit 1978 unterwegs. Und seit es die CeBIT gibt, 1986, jedes Jahr dort. Als Besucher, als Aussteller, als Verbandsrepräsentant, als Interviewpartner, als Berater, als Referent, als Berichterstatter. Hier in unserem Blog gibt es über die letzten 20 Jahre hinweg immer wieder Kommentare und Besuchsberichte. In den letzten Jahren natürlich auch so negativ eingefärbt wie viele der Presseartikel, die es schon immer wussten. Und es wird natürlich gesagt, dass die CeBIT nichts mit dem Standort Deutschland und nichts mit dem Grad der Digitalisierung in Deutschland zu tun habe. Natürlich könne man nicht mit Las Vegas, Austin oder Barcelona konkurrieren. Hätte man aber gekonnt, wenn man vor 10 Jahren die Zeichen der Zeit erkannt hätte. Nun ist es vorbei. Die Spass-CEBIT vom letzten Jahr konnte auch keine Wende bringen.
Was heißt dies aber nun für unsere Information-Management-Branche (meinetwegen auch DMS-, ECM-, EIM-, ContentServices-, Digital-Workplace-, IIM- usw. Branche, die zerlegte, die unvollendete)?
Die DMS EXPO/IT&Business ist weg. Dies war über Jahrzehnte eigentlich das Forum für unser Thema. Die Systems, wo, wie, was war denn das? Ist weg. Die CeBIT ist nur auch erledigt. Was waren dass für glorreiche Tage in Halle 3 als noch Models in Papieraktenordnerkostümen über den Laufsteg der ECM Alliance taumelten. Auch weg. Was bleibt sind die immer größere werdenden eigenen Firmenveranstaltungen, die von ELO, d.velop, SER, OS, Windream, LoboDMS usw. Da kann man so schön wohlig im eigenen Produkt-Pullover sich wärmen, da sind keine bösen Wettbewerber nebenan, da hat man die eigenen Kunden und Interessenten voll im Griff, da hat man keinen Stress. So wie mit einer extern organisierten Messe. Da kocht man lieber im eigenen Saft. Eine eigenständige gemeinsame Kongress-Messe-Veranstaltung? Da gab es mal was vom BITKOM, das wurde in diesem Jahr in eine andere Veranstaltung untergebuttert. Da gab es hie-und-da Versuche eines Revivals, wie hießen die denn noch? Nach zwei Jahren weg. Ohne neue Ideen, ohne eine gemeinsame Aktion, ohne eine Branche, die sich auch als Branche sieht und versteht, wird das alles nichts. Brauchen wir keine gemeinsame Visibilität mehr? Gemeinsame Messe, gemeinsamer Kongress, gemeinsame Fachpublikation, gemeinsame Standards, gemeinsame Message, gemeinsamer Verband (Menge 1)? Wollen wir wirklich irgendwo als Infrastruktur, als Content Services, im Untergrund der Systeme enden? Unsichtbar, unwichtig?
Information Management und Information Governance sind die wichtigsten Aufgaben unserer aktuellen ITK – aber niemand will es wissen. Wir sind zu 100% von der Richtigkeit und Verfügbarkeit von Information abhängig. Ohne elektronische Information ist kein Unternehmen, keine Verwaltung, keine Organisation mehr lebensfähig. Diese Basics, das Information Management, sind das Kerngeschäft unserer Branche (gewesen?). Wir bei PROJECT CONSULT versuchen zumindest wieder so etwas wie eine gemeinsame neue Plattform zu schaffen. In diesem Jahr der Testlauf mit der DCXexpo in Berlin. Ob dies von “Nicht-Branche” angenommen wird? Ich weiß es nicht. Interessiert mich auch ehrlich gesagt nicht mehr.
Dr. Ulrich Kampffmeyer